Bunkertour bei Wiazowna

Im Urlaub will man ja was unternehmen und neues entdecken. Nun bin ich im Weihnachtsurlaub, genauer gesagt in Wiazowna bei Warschau. Und hier habe ich im Sommer schon entdeckt, dass es hier eine alte Bunkeranlage gibt. Immerhin musste ich 40 Jahre herfahren und eigentlich jeden Stein kennen, um das zu entdecken. In Berlin stellte ich derweil fest, dass es hier noch mehrere dieser Lost Places gibt, die eine ganze Tour in der Umgebung rechtfertigen würden.

Gesagt, getan: Im Weihnachtsurlaub nun nahm ich das Projekt „Bunkeranlagen“ in Angriff.

Morgens ging ich los, heißen Tee in der Thermoskanne und nagelneue Winterstiefel an den Füßen. Letztere hatte ich extra zum Einlaufen angezogen, eigentlich sind sie bei den aktuellen Temperaturen nicht notwendig. Aber auf der Tour war ich froh, sie getragen zu haben, denn die Feuchtigkeit hatte in den Wäldern das Laub glitschig gemacht und die Stiefel gaben mir somit besseren Halt.

Als erstes wollte ich natürlich bei dem ersten Bunker starten, den ich im Sommer entdeckt hatte. Ich näherte mich ihm aber auf einem anderen Weg als im Sommer. Als ich die Anlage wiederfand, kletterte ich ein wenig darauf und darin herum, einiges ist im Video zu sehen.

Warum aber gibt es diese Bunkeranlagen überhaupt in dieser Gegend, in einer scheinbar völlig unbedeutenden Gemeinde?

Die Bunker wurden zwischen 1915 und 1917 von den Deutschen gebaut, die damit die erwartete große russische Offensive aufhalten wollten. Die Gemeinde Wiazowna liegt an der Bahn- und Straßenstrecke Lublin – Warschau, die Knotenpunkte Otwock und Jozefow sind ebenfalls auf dieser Linie.

Die Bunkeranlagen bildeten im Prinzip den letzten Riegel vor der Weichsel. Man muss das alles aus der damaligen geografischen Situation betrachten. Warschau war noch nicht so groß wie heute und die Gemeinde Wiazowna das östliche Einfallstor nach Warschau.

Die Anlagen bildeten also eine Art Sperriegel. Und sie waren natürlich nicht die einzigen Befestigungen, aber die Hauptpunkte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung Polens als Staat, übernahm die polnische Armee die Anlagen. Da die kommunistischen Bolschewiken 1920 versuchten, Polen zu überrennen, bauten die Polen nun ihrerseits die Anlagen weiter aus.

Nach dem deutschen Einmarsch 1939 wiederum übernahm die deutsche Wehrmacht die Anlagen, modernisierte sie und baute sie ebenfalls weiter aus.

Wie wichtig und strategisch günstig gelegen die Bunker waren erkennt man schon daran, dass die Sowjets sofort nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Anlagen komplett sprengten. Sie wollten dem polnischen Brudervolk diese wichtigen Anlagen nicht überlassen, um notfalls selbst schnell auf Warschau vorrücken zu können. Dabei wären den Sowjets diese Bunker in polnischer Hand sehr hinderlich gewesen.

Die Runde fand an zwei Tagen statt, ich habe sehr viele Aufnahmen gemacht, nicht alle haben es in das Filmchen geschafft. Aber ich hoffe, dass ihr trotzdem einen guten Eindruck von den Anlagen bekommen könnt.

Liebe Grüße
Euer
Thomas

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