Ich bin tot! Anders kann man es wohl nicht nennen, wenn man mit letzter Kraft, schmerzenden Füßen und ausgehungert, aber zu müde um was zu essen, nach Hause kommt. Trotzdem möchte ich euch noch Bericht erstatten.
Alles begann bei Oderin. Ich kam im Morgengrauen an, mein Zug fuhr ja um 06:02 Uhr von Ostkreuz in Berlin ab und eigentlich wollte ich in Halbe aussteigen. Spontan fiel der Entschluss, eine Station weiter nach Oderin zu fahren und dort loszulegen.
Oderin
Auf jeden Fall ist der Bahnhof von Oderin in meinem ganz persönlichen Ranking der trostlosesten Bahnhöfe Deutschlands sehr weit vorne.
Von Oderin ist es ein guter Fußmarsch zum ersten, ein weiterer zum zweiten Cache und dann muss man die Strecke zurück, um sich dann Richtung Halbe vorzuarbeiten.
Teurow
Auf dem Weg von Oderin nach Teurow und in Teurow selbst gibt es für Stadtmenschen doch so einiges zu sehen. Für den Cacher von Welt gibts natürlich vor allem eines zu sehen: Den Cache „Die Mühle von Teurow“ der sich auf die ehemalige Wassermühle in Teurow bezieht.
Die Seele des gestressten Stadtmenschen wird von der Idylle, davon, dass hier absolut nichts los ist und von Kühen gestreichelt. Für die Stadtkinder: „Kühe“ sind diese braunen, manchmal auch schwarz-braun gefleckten Wesen auf der Wiese, die „Muuuuuhhhhh“ machen. Sie sind bekannt dafür, dass sie Milch geben. Die ist allerdings noch nicht im Tetrapack, da muss man sie erst reintun!
Halbe
Das eigentliche Ziel meiner heutigen Geocaching-Runde war ja Halbe. Hier fand vom 25.-28. April 1945 die letzte große Kesselschlacht des Zweiten Weltkriegs statt. Geschätzten Angaben zufolge starben dabei in den letzten Kriegstagen etwa 20.000 sowjetische und 30.000 deutsche Soldaten sowie ca. 10.000 Zivilisten. Wir sprechen hier also von etwa 60.000!!! Menschen, die in den letzten Tagen eines schon lange verlorenen Krieges ihr Leben verloren.
In Halbe gib es so einige interessante Gebäude, wie den „Kaiserbahnhof“, aber auch – und das zählt für Geocacher noch mehr – so einige „Lost Places“.
Gastronomisch scheint Halbe nicht besonders gut aufgestellt zu sein, ich fand eine Pizzeria, die eigentlich eher so was wie ein überteuerter Schnellimbiss zu sein scheint, und einen Gasthof gegenüber dem Kaiserbahnhof, der aber wegen Reichtum geschlossen hatte.
Und natürlich gab es da diesen ganz speziellen „Weltkriegs-Cache“, den ich euch natürlich nicht vorenthalten will. Schon um da hinzukommen, brauchte es wirklich körperliche Anstrengung, da man über hunderte umgestürzter und liegengelassene Bäumchen steigen musste. Und das ist tatsächlich keine Übertreibung! Der Cache an sich war auch eine kleine Herausforderung. Aber seht selbst.
Ein kleines aber deutliches Statement zum Thema Halbe und Krieg!
Der Fiesling des Tages
Löpten
In Löpten gibt es zwei Caches und, was genauso geil ist, Lost Places. Ich bin ja ein absoluter Ruinenfan, was wahrscheinlich der Tatsache geschuldet ist, dass ich in der ehemaligen DDR aufgewachsen bin und einer der großen Slogans damals dieses „RUINEN SCHAFFEN OHNE WAFFEN“ (oder so ähnlich) war.
Alexander Jakowlew
Auf dem Weg von Löpten nach Märkisch Buchholz findet man das Grab von Alexander Jakowlew. Er ein junger Sowjetsoldat, der bei der Bekämpfung eines Waldbrandes 1971 ums Leben kam. Ich finde es schön, dass das Grab bis heute gut gepflegt wird.
Märkisch Buchholz
Die letzte Station auf meiner Cachingrunde war Märkisch Buchholz. Da ich nicht mit dieser Strecke gerechnet hatte, waren meine Getränkevorräte zur Neige gegangen. In Märkisch Buchholz klingelte ich daher an der nächstbesten Tür. Ein älterer Herr öffnete und füllte sehr gern meine Wasserflasche wieder auf.
Eine der Sehenswürdigkeiten des Ortes ist, in meinen Augen, das Überfallwehr und die Bootsschleppe, die allerdings sehr versteck unter der Brücke liegt, und die ich nur durch Zufall fand, weil da ein Cache liegt. Davon habe ich noch ein kleines Filmchen für euch.
Nachdem ich in Märkisch Buchholz noch einige Caches eingesammelt hatte hieß es, zu Fuß etwa vier Kilometer wieder nach Halbe zu laufen, um per Zug die Heimreise anzutreten. Nach den bereits gelaufenen Kilometern, großen Teils durch Wald, über Felder, durch Farne etc., war das dann doch noch mal eine Herausforderung.
Am Bahnhof in Halbe angekommen stellte ich fest, dass in acht Minuten mein Regio fahren sollte. Es hatte sich am Himmel bereits bedenklich zugezogen und ich war froh, doch noch trocken in den Zug zu kommen. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne die Deutsche Bahn gemacht: Plötzlich hieß es, der Zug hätte fünf Minuten Verspätung! Okay, kann vorkommen. Ist aber weniger schön, wenn zwei Minuten nach der planmäßigen Abfahrt des Zuges das Unwetter losbricht, der Zug neun Minuten Verspätung hat und man dann klitschnass einsteigt, um nach Berlin zu kommen. Zwar war Regen angesagt, aber auf diese Heftigkeit war ich doch nicht eingestellt.
Egal, ich bin zuhause, habe schon ein Wannenbad genommen und es geht mir gut.