Ich hatte vom Museumsdorf Düppel gehört und war erst mal verwundert, warum man als Berliner davon noch nichts wusste. Viele Bekannte, einige davon mit ziemlich guten Kenntnissen über die Stadt, hatten auch noch nie davon gehört. Und doch gibt es das Museumsdorf bereits seit 1975 und ist meiner Meinung nach ein Juwel der Stadt.
Ich war damals also gerade ein Jahr alt, als sich einige Enthusiasten vornahmen, das Mittelalter nicht nur zu erforschen, sondern auch erlebbar zu machen. Was als Verein begann, ging später in der Stiftung Stadtmuseum Berlin auf, die aber meines Wissens nach eher für den administrativen Teil zuständig ist, während der Verein sich um das eigentliche „Bespielen“ des Ortes kümmert. So ist es nicht verwunderlich, dass da mal mehr, mal weniger Handwerker ihre Kunst und mittelalterliche Techniken erlebbar machen: Sie tun das alles zumeist auf ehrenamtlicher Basis, neben ihren eigentlichen Jobs und Familie und dem, was man sonst noch so Leben nennt…
Auf jeden Fall ist das Museumsdorf Düppel einen Besuch wert. Man erfährt wirklich sehr viel über das Leben vor etwa 800 Jahren. Aber ich muss, denke ich, der Reihe nach über diesen spannenden Tag berichten.
Ich hatte mir bei der Stiftung Stadtmuseum eine Drehgenehmigung besorgt, was ziemlich unkompliziert ging und wofür ich großes Verständnis habe. Schließlich wollen die Akteure die Kontrolle darüber behalten, auf welchen Seiten Berichte über das Museumsdorf erscheinen, Und das Schreiben einiger Mails und das Leisten einer Unterschrift sollte wirklich nicht zuviel verlangt sein!
Ich schulterte also den Rucksack mit Proviant, Stativ und Kamera und machte mich per Pedes auf. In der Bahn stellte ich dann fest, dass ich etwa 45 Minuten vor der Öffnung des Dorfes am S-Bahnhof Mexikoplatz sein würde. Von da aus sind es zwar noch etwa 1.500 Meter bis zum Dorf, aber wer meinen leicht beschwingten Wanderschritt kennt weiß, dass ich das in etwa 10 Minuten gelaufen bin. Also machte ich meine Geocaching-App auf und nahm zwei Caches in der Nähe des Dorfes ins Visier. Den einen Cache konnte ich nach einigem Suchen doch finden, der zweite führte mich zu einem Lost Place. Hand aufs Herz, liebe Berliner, wer von euch wusste, dass es mal einen S-Bahnhof Zehlendorf Süd gab? Ich nicht!
Dann ging es auf ins Museumsdorf und ich konnte erleben, wie die Menschen vor etwa 800 Jahren gelebt haben. So war ich in einem originalgetreu nachgebauten Haus, in dem es so verraucht roch, dass es selbst mir als ehemaligem und starken Raucher schlimmsten Knasters die Nase juckte. Aber das war für die Menschen damals das gewöhnliche Leben und es war auch das einzige Haus, in dem man scheinbar tatsächlich öfter mal die Feuerstätte anwarf, um den Gästen dieses Feeling zu vermitteln.
Die Menschen damals lebten in ziemlich finsteren Häusern, Fenster hatten die wenigsten. Das Leben spielte sich daher meist im Freien ab. Leider konnte ich nur eine Töpferin sowie eine Frau Filmen, die Garn spann. Aber wie gesagt: Das machen die Akreurinnen und Akteure freiwillig und ehrenamtlich und haben ja auch noch ein Leben außerhalb der Stiftung oder des Vereins!
Trotzdem habe ich ziemlich viel gelernt. Zum Beispiel eine zumindest sehr wahrscheinliche Erklärung dafür, warum Berlin seit etwa 1280 den Bären als Wappentier hat. Aber selbst die wenigsten Berliner dürften jemals von Albrecht „dem Bären“ gehört haben, auf den soll es nämlich zurückgehen, auch wenn der Gute damals schon etwa 100 Jahre unter der Erde lag.
Außerdem konnte ich die „Düppeler Weideschweine“ sehen, eine Rückzüchtung. Hier hat man versucht, oder sogar geschafft, Schweine zurückzuzüchten, bis sie aussehen, wie die mittelalterlichen Schweine, die die Menschen damals gehalten haben.
Warum „Weideschweine“? Ganz einfach: Früher wurden Schweine, Schafe, oder das Vieh generell, in den Wäldern und auf Weiden beweidet, zum Beispiel in so genannten Hutewäldern. Das änderte sich erst durch die Einführung der „modernen Forstwirtschaft“ vor etwa 250 Jahren.
Außerdem sah ich Rinder, bei denen ich auch an eine Rückzüchtung Richtung Auerochsen glaube. Das waren riesige Tiere. Zumindest kamen sie mir wesentlich größer als die heutigen Rinder vor.
Im Video gebe ich Einblicke in verschiedene Häuser um zu zeigen, wie die Menschen lebten. Bei manchen Häusern konnte man erkennen, welchem Handwerk die Bewohner nachgingen, bei anderen war das nicht so klar.
Ich erfuhr vom Weben, der Teergewinnung oder auch davon, dass die Kindheit im Mittelalter mit dem 7. Lebensjahr vorbei war! Danach mussten Kinder mitarbeiten! (Liebe Eltern, wenn sich euer Nachwuchs mal weigert, den Müll rauszubringen oder den Tisch abzuräumen, könnt ihr euch gern auf den Paragrafen 1619 BGB berufen. Gern geschehen!)
Aber ich will nicht zuviel verraten. Wenn ihr in Berlin seid, fahrt einfach hin und schaut es euch selbst an!
Museumsdorf Düppel
Clauertstraße 11
14163 Berlin (Zehlendorf)
Offizielle Webseite
Über Spenden freuen sich die beteiligten Akteurinnen und Akteure sowie die Tiere natürlich auch:
Stiftung Stadtmuseum Berlin
IBAN: DE94100900008841032013
BIC: BEVODEBBXXX
Verwendungszweck: „Spende für Düppel“
Liebe Grüße
Euer Thomas